Costa Rica: Kleines Land, lange Wege

16. Dezember 2024

Costa Rica: Kleines Land, lange Wege

Über ein Viertel des kleinen Landes steht unter Naturschutz. Costa Rica setzt auf  nachhaltigen Tourismus. Eher weniger bekannt sind die teilweise spektakulären Golfplätze.

Das Beste heben wir uns für den Schluss auf: Ganz im Norden Costa Ricas liegt die Halbinsel Papagayo. Die Luxushotel-Kette Four Seasons liess Arnold Palmer freie Hand. Dieser platzierte die 18 Löcher des Ocean Courses spektakulär in den Dschungel; angesichts der feuchten Hitze ist man zwischendurch froh um den Fahrtwind im Cart. Unter anderem wegen der teilweise sehr langen Wege zwischen den Spielbahnen ist der Wagen im Greenfee-Preis von umgerechnet 220 Euro inbegriffen.

Praktisch leer

Lange Zeit durften nur die Gäste des Four Seasons auf den Platz, mittlerweile sieht man dies deutlich lockerer. Bei unserem Besuch haben wir allerdings nur gerade ein Paar aus der Schweiz angetroffen. Sonst waren auf dem Weltklasse-Parcours nur einige Brüllaffen sowie kleine, sogenannte Nasenbären zu sehen. So blieb genügend Zeit für einige spektakuläre  Bilder: Besonders eindrücklich der Frauenabschlag auf Loch 3 mit dem tiefblauen Meer und den kleinen Inseln im Hintergrund. Auf Bahn 6 – genannt El Bajo – spielt man dann steil nach unten in Richtung Wasser, und schon beim nächsten Loch blickt man auf den Strand hinunter.
Die Backnine sind dann nicht mehr ganz so eindrucksvoll, doch spielt man hier über spannende Schluchten, meist mitten in der Wildnis. Dazu kommen die anspruchsvoll ondulierten und höchst sportlichen, schnellen Greens.

Neugierige Leguanen

Ähnliches gilt für Reserva Conchal. Das ebenfalls riesige Resort liegt bloss 28 Kilometer Luftlinie südlich, ohne direkte Strassenverbindung fährt man aber knapp 75 Kilometer. Hier konnte Robert Trent Jones Junior 1996 aus dem Vollen schöpfen. Der Pazifik ist selten zu sehen, dafür baute er viele Wasserhindernisse sowie insgesamt 63 stilvolle Bunker in den höchst anspruchsvollen Parcours. Die Abschläge sind öfters erhöht, die Greens in der Regel ebenfalls. Enge und offene Bahnen wechseln sich hier ab, und wie überall in Costa Rica wird man beim Golfen von neugierigen Leguanen beobachtet.

Ökologie ist gross geschrieben

Die ersten Exemplare fotografieren wir noch enthusiastisch, später bloss noch, wenn sie sich um die hölzernen Markierungspfosten des Hacienda-Pinilla-Platzes ranken. Auch hier fährt man vom Eingang des Resorts bis zum ersten Abschlag einige Autominuten, dafür beginnt der Parcours fast neben dem Clubhaus. Ab den hintersten Teeboxen ist der Platz knapp 7300 Yards lang und trotz der breiten Fairways recht anspruchsvoll. Im Gegensatz zu Reserva Conchal ist das Gelände aber topfeben und damit deutlich weniger abwechslungsreich. Klarer Höhepunkt ist hier die Bahn 15, das Par 3, welches direkt Richtung Meer gespielt wird. Wie überall im Land wird Ökologie gross geschrieben, die Auszeichnung der amerikanischen Audubon Stiftung zum Schutz von Wildvögeln steht prominent vor dem Clubhaus.

Nebelwälder und Vulkan

Mit den drei relativ nahe beisammen liegenden Spitzenplätzen ist der Norden Costa Ricas das Zentrum für die Golftouristen. «Nur» zu Golfen wäre allerdings falsch: Über ein Viertel des kleinen Landes steht unter Naturschutz. Zu den bekanntesten Highlights gehören die Nebelwälder in Monteverde oder das Gebiet um den Vulkan Arenal. Speziell für die Anreise in die Berge benötigen die Besucher mehr Zeit als erwartet. Die Strassen sind längst nicht alle geteert, zudem «bremsen» öfters Schlaglöcher. Trotzdem lohnt sich vor allem der Abstecher zum «grünen Berg». Auf der zweistündigen Nachtwanderung durch den geschützten Nebelwald zeigt uns Eduardo unter anderem eine kleine, giftige Schlange, eine Tarantula, einen grasgrün- durchsichtigen Minifrosch und eine ganze Gruppe schlafender Affen. Für die
Touristen fotografiert der Fachmann die exotischen Tiere durch sein grosses Teleskop, dabei spürt man seine Begeisterung für die Natur. «Ursprünglich hätte hier eine Autobahn zwischen dem Atlantik und dem Pazifik durchführen sollen, aber dank der privaten Initiative von Umweltschützern ist der spezielle Nebelwald erhalten geblieben», erzählt der Forscher, respektive Touristenführer.

Verkehrschaos in der Hauptstadt

Eine eigentliche Autobahn gibt es in Costa Rica deshalb nicht. Am schnellsten vorwärts geht es auf der Panamericana, allerdings wird auch hier fleissig am Ausbau gearbeitet, so dass der Verkehr immer wieder gestoppt wird. In der Hauptstadt San José gehört das Verkehrschaos zum Alltag. Hier hilft alles Hupen und Fluchen der Autofahrer nichts. «Rechnen Sie immer mit der doppelten Zeit, wie Google Maps vorgibt», sagt unsere Stadtführerin. Die Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt sind allerdings überschaubar, besonders stolz sind die Costa Ricaner auf das Nationaltheater. Lohnenswert ist auch der Besuch des grossen Marktes und des Goldmuseums. Zum Start oder Abschluss der Rundreise durch das Land bietet die
Hauptstadt ebenfalls zwei durchaus attraktive Golfplätze. Einige Kilometer ausserhalb der City spielten wir im Valle del Sol. Für weniger als 70 Euro gibt es hier einen top gepflegten Parcours mit viel Wasser, Schildkröten und Leguanen.

Zwischen Dschungel und Blechhütten

Ebenfalls in der Nähe des Flughafens, aber deutlich lauter ist es im Cariari Country Club. Die ehemalige Kaffeeplantage liegt teilweise an der Strasse, doch nach einigen Bahnen fühlt man sich auch hier wie mitten im Dschungel. Der 1979 von George Fazio gebaute Platz ist abwechslungsreich, recht hügelig, dazu mit diversen Wasserhindernissen gespickt. Die Fairways sind zum Teil sehr eng und präzises Spiel ist gefragt, sonst landen die Bälle in den
Bäumen. Speziell ist hier Loch 13. Das Par 3 wird links von einem tiefen Tal begrenzt, auf der anderen Seite des Flusses stehen Blechhütten. Sie erinnern daran, dass auch in der «Schweiz Mittelamerikas» viel Armut herrscht. Ganz anders dann das Bild rund um den «La Iguana»-Platz an der Pazifikküste. Der grösste Teil des Parcours führt spektakulär durch den Regenwald. Klar trifft man hier öfters auf die namensgebenden Leguane, und zum Hafen mit den Hochsee-Fischerbooten ist es bloss ein kurzer Spaziergang. Der anspruchsvolle Platz hat seinen Preis: Für Hotelgäste des Marriott Resorts sind es 179 Dollar oder knapp 165 Euro, wer von auswärts kommt, zahlt nochmals 20 Dollar mehr.

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