Infinitum: Perfekt für Training und Turniere
Von Januar bis März trainierten die besten Schweizer Amateure erstmals gemeinsam im Infinitum Resort, besser bekannt unter seinem «alten» Namen Lumine. Wir zeigen, was sie und die Golftouristen südlich von Barcelona erwartet.
Jeweils im November kämpfen 150 Profis im Final der Qualifying School während sechs Tagen um die 25 Spielberechtigungen für die European Tour. Seit 2017 fand die Entscheidung auf den beiden Plätzen des Golfresorts Lumine statt. Wegen Corona fiel in den vergangenen beiden Jahren die Qualifying School aus. Erst im Februar 2020 hatten die Verantwortlichen der European Tour um weitere drei Jahre verlängert. «Dass hier der Final gespielt wird, ist sicher ein positiver Nebenaspekt für uns», sagt Marc Chatelain, Chef Leistungssport bei Swiss Golf. Noch wichtiger für die Wahl als Winterbasis für die Amateure seien aber die perfekten Trainingsbedingungen. «Das beginnt mit Titleist-Bällen auf der Driving Range und geht über zu grosszügigen Übungsanlagen für alle Aspekte des kurzen Spiels. Vor allem stehen uns insgesamt 45 Löcher zur freien Verfügung», erläutert Chatelain den grossen Vorteil in Spanien.
Das Trainingscamp mit den Mitgliedern aller Amateur-Nationalmannschaften sowie den «National Talents» war ursprünglich für 2021 geplant gewesen. «Dank einem aufwändigen Schutzkonzept konnten wir im Januar mit der ersten Woche der Girls starten. Die ersten Reaktionen waren durchwegs positiv», sagt Chatelain zu den insgesamt acht Wochen Trainingscamp, welche von jeweils zwei Coaches betreut werden. Vergangenen Juni verkündeten die Spanier den Namenswechsel: Aus Lumine wurde Infinitum, was so viel bedeutet wie «unendlich». «Das neue Branding änderte für uns nichts», erklärt Chatelain. «Die Trainingsmöglichkeiten sind fast unendlich.»
Flach mit Wasser
Es gibt viele Golfresorts, die aus mehreren Plätzen bestehen. So unterschiedlich wie der «Lakes» und der «Hills» im Infinitum Resort, rund 100 Kilometer südlich von Barcelona, sind allerdings nur wenige. Dazu kommt der hohe Qualitätsstandard, garantiert durch die Betreiber von Troon Golf.
Major-Sieger Greg Norman hat den «Lakes Course» designt. Wie der Name vermuten lässt, dominiert auf dem flachen Gelände das Wasser. Der Course ist eingebettet in das Naturschutzgebiet der Marschlandschaft Sèquia Major. Norman hat den recht offenen Par-71-Platz mit einer Länge von 6300 Metern durch strategisch gesetzte Seen zum anspruchsvollsten der drei Plätze gemacht.
Das Signature Hole ist die Bahn 16, ein Par 5 mit Abschlag über oder entlang des Sees. Hier kann jeder selbst entscheiden, ob er mutig den Drive über den See spielt, um Länge zu generieren, oder lieber auf Nummer sicher geht, um damit die Fairway-Bunker ins Spiel zu bringen. Die ganze Spielbahn bis zum Grün verläuft entlang eines grossen Sees und benötigt deshalb Präzision bei jedem Schlag.
Klar ist, hier geht es mehr ums Golfen als um die schöne Aussicht und die Ruhe: Die ersten Löcher spielt man auf ein Industriegebiet zu, zur lauten Strasse gesellt sich öfters der Lärm des nahegelegenen Freizeitparks.
Hügelig mit vielen Bäumen
Der Hills Course verläuft zwischen Wäldern von weissen Pinien und Anpflanzungen von Oliven- und Johannisbrotbäumen. Der Hills präsentiert sich ebenfalls in einem erstklassigen Zustand, die Grüns sind spurtreu, nicht ganz einfach zu lesen und zudem «schön schnell». Zu empfehlen ist das Buchen eines Carts, da doch einige Höhenmeter zu überwinden sind.
Besonders schön ist der Ausblick auf das Meer an vielen Stellen. Der teilweise in alte Steinbrüche integrierte Platz ist spannend zu spielen und erfordert aufgrund der oft schmalen Bahnen und langen Fairways das ganze Können des Golfspielers. Besonders spektakulär ist etwa die Schlussbahn. Das Dogleg verlangt einen präzisen Abschlag in den Knick der Spielbahn und dann eine mutige Annäherung über den See aufs Grün. Der atemberaubende Blick auf die Felswände und das Clubhaus sorgt dabei auf jeden Fall für Ablenkung.
Platz fürs Training
Zu den beiden 18-Loch-Plätzen gesellt sich der dritte Kurs der Anlage. «Ruins» stammt ebenfalls aus der Feder von Greg Norman und bietet nicht nur neun attraktive Bahnen, sondern ebenfalls archäologische Überreste aus der Zeit der Römer. «Ruins» spielt sich grösstenteils relativ einfach, er empfiehlt sich speziell für Trainingseinheiten auf dem Platz.
«Hier können wir beispielsweise mal zwei Bälle auf zwei verschiedene Fahnenpositionen spielen», erklärt Chatelain einen wichtigen Vorteil des grosszügigen Angebots mit 45 Spielbahnen in einem Resort. «Weil die Anlage von Januar bis März vergleichsweise wenig frequentiert ist, können wir in Infinitum sehr effizient trainieren; das ist genau das, was wir gesucht haben», freut sich der Bündner. Für seine Kaderspieler hat Swiss Golf fünf Autominuten vom Resort entfernt ein grosses Haus gemietet. «Die Girls haben schon am ersten Abend selber gekocht, zum Deal gehören aber ebenfalls Mittag- und Abendessen im Clubhaus», erläutert Chatelain. Das gemeinsame Haus sei ideal für das Teambuilding und werde von den Spielerinnen und Spielern sehr geschätzt.
Mehr als Golf
Das Resort bietet selber (noch) kein Hotel, allerdings ist die Auswahl in der Nähe gross. Wer möchte, kann ein Paket mit Golf und Übernachtungen in einem Apartment direkt über das eigene Reisebüro von Infinitum buchen.
Die Gegend der Costa Daurada oder «Goldenen Küste» bietet übrigens noch mehr als «nur» Golf: Die Altstadt von Tarragona ist Weltkulturerbe und liegt nur zehn Minuten entfernt. Dazu kommen beispielsweise prähistorische Höhlen (Font Major) oder alte Klöster (Poblet Santes Creus).
Nahe bei Bonmont
Noch ein Hinweis: Wem die 45 Spielbahnen von Infinitum noch nicht genug Abwechslung bieten, der findet ganz in der Nähe einen weiteren spektakulären Platz. Der Westschweizer Unternehmer Henri-Ferdinand Lavanchy hat vor gut 30 Jahren den Club de Bonmont Terres Noves bauen lassen – nur kurz, nachdem er das «Original» Bonmont oberhalb des Genfersees eröffnet hatte. In Spanien designte Robert Trent Jones Jr ein durchaus sportliches Layout mit abwechslungsreichen Blicken auf die Berge sowie das Meer. Viele Höhenunterschiede, der alte Baumbestand, Waldschneisen, Schluchten und tricky Greens bieten verschiedenste Herausforderungen. Das spüren auch die Profis auf ihrem langen Weg auf die European Tour. Die zweitletzte Runde der Qualifying School wurde 2019 erstmals in Bonmont ausgespielt.